Landes-Caritasdirektor Pfarrer Dr. Andreas Magg begrüßt die Ankündigung von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder, mehr Asylbewerber in Arbeit zu bringen: "In den letzten Monaten ist die Integration von Migrantinnen und Migranten in der öffentlichen Debatte völlig aus dem Blick geraten. Insofern ist es zu begrüßen, dass in Bayern die Leute so schnell wie möglich in Arbeit gebracht werden sollen. So zeigt sich schnell, wer sich integrieren will und kann, die Menschen kommen in Kontakt mit der Bevölkerung, lernen deutlich schneller die Sprache und können etwas zu unserer Gesellschaft beitragen."
Gleichzeitig mahnt Magg aber auch, dass dies große Anstrengungen erfordere: "Landkreise und Kommunen müssen in die Lage versetzt werden, Integration zu ermöglichen. Dass es eine Überforderung ist, wenn eine einzelne Kleinstadt oder ein Dorf alle Asylsuchenden aufnehmen soll, die einem Landkreis zugewiesen werden, ist offensichtlich. Dass es zu Spannungen in den Unterkünften kommt und manche Menschen in die Kriminalität abdriften, weil Verfahren Jahre dauern und die Menschen nichts zu tun haben, ebenso. Wenn Menschen nicht jahrelang auf Bescheide warten müssen, wenn sichergestellt ist, dass die Behörden ausreichend ausgestattet sind, damit nach Rechtslage und nicht nach politischen Vorgaben entschieden werden kann, dann ist ein erster wichtiger Schritt getan."
Gleichwohl sieht Magg Probleme bei der Integration der hierherkommenden Menschen, von denen auch die Beraterinnen und Berater der Caritas vor Ort berichten: "Die internationalen Abkommen haben Schwächen. Es ist deshalb dringend nötig, diese Abkommen einer Revision zu unterziehen und durch funktionierende Verfahren zu ersetzen. Natürlich haben nicht alle Menschen das Recht, dauerhaft in Deutschland zu bleiben. Deshalb müssen wir klar und transparent kommunizieren, was wir von Menschen erwarten, die hier Schutz suchen wollen, und welche Chancen sie haben oder auch nicht, dauerhaft hierzubleiben. Aber ihnen eine sinnvolle Tätigkeit zu erlauben, ihnen zu ermöglichen Kompetenzen zu erwerben und diese dann später auch in ihren Heimatländern einbringen zu können, nutzt auch unserer Gesellschaft. Jetzt kommt es darauf an, alle Spielräume auszunutzen und den Ankündigungen schnell Taten folgen zu lassen."
Mit Blick auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr mahnt Magg Ernsthaftigkeit in der Debatte an: "Migration ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit, auf die viele Menschen zu Recht Antworten erwarten. Die Ursachen sind komplex und erfordern genaue Differenzierung. Deshalb dürfen wir nicht den Fehler machen, populistischer Rhetorik und unrealistischen Forderungen auf den Leim zu gehen. Das Grundgesetz gewährt Menschen Schutz, die in ihrer Heimat aufgrund von Krieg und Gefährdungen erheblichen Bedrohungen ausgesetzt sind. Dieses Grundrecht ist auch ein Ausdruck unserer historischen Verantwortung und darf nicht zur Debatte stehen!"
Magg erwartet eine ausreichende Differenzierung unterschiedlicher Problemstellungen: "Wir können nicht zulassen, dass Extremisten und Feinde unsere Verfassung, unsere Art zu leben und unsere Freiheit bedrohen. Eine Demokratie und die offene Gesellschaft sind verpflichtet, sich gegen diese Gefährder konsequent zu wehren und sie mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu bekämpfen. Hierfür dürfen wir allerdings nicht den niederen Instinkten der Vorverurteilung aufgrund von Herkunft nachgeben. Extremisten, Feinde unserer Verfassung und Schwerkriminelle müssen konsequent identifiziert und rechtsstaatlich verfolgt werden. Dies geschieht allerdings nicht durch die Ausländerbehörden oder an der Grenze, sondern durch die Sicherheitskräfte wie Polizei oder Verfassungsschutz. Hier gilt es vor allem in der politischen Debatte genauer Differenzierung der einzelnen Problemlagen, um zu tragfähigen, humanen und solidarischen Lösungen zu kommen."