Die Katholische Jugendsozialarbeit Bayern warnt davor, jugendliche mit mehrfachem Förderbedarf vom Arbeitsmarkt abzuhängen.
Die in der Katholischen Jugendsozialarbeit Bayern (KJS) zusammengeschlossenen Verbände warnen davor, junge Leute mit mehrfachen Förderbedarfen nicht genügend in Fördermaßnahmen des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes zu integrieren. Zwar enthielten Modelle wie die seit diesem Jahr gesetzlich geregelte Assistierte Ausbildung (AsA), in der junge Menschen in Betrieben von pädagogischen Fachkräften begleitet werden, durchaus richtige Ansatz-Möglichkeiten, um "niemand verloren zu geben" und sinnvolle Schritte in Richtung Chancengerechtigkeit zu gehen. Jedoch sei darauf zu achten, dass unter ausbildungswilligen jungen Leuten mit Förderbedarf nicht "wieder nur die verhältnismäßig Besten genommen werden".
Gerade Jugendliche mit mehrfachen Förderbedarfen - wenn etwa zu einem schwierigen familiären Hintergrund des/der Auszubildenden auch psychische Probleme, lebenspraktische Defizite oder Sprachbarrieren kommen - könnten sonst trotz neuer Modelle wie der AsA "durchs Raster fallen". Auch die neuen Regelungen zur Gestaltung von Ausbildungs- und Arbeitsmarkt bräuchten daher ständige Weiterentwicklung und konsequente Umsetzung. Dies wurde während des 9. Dialogtages der KJS Bayern deutlich, der unter dem Motto "Mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein" in Ingolstadt stattfand.
Wie bei allen Förderinstrumenten für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt müssten auch bezüglich der AsA neben Berufsschulen und Arbeitsagenturen vor allem Betriebe für die Ausbildung und Beschäftigung jungen Menschen mit - auch gravierenderen - Förderbedarfen aufgeschlossen werden. Entscheidend dafür sei neben geeigneten politischen Modellen auch ein höheres gesellschaftliches Ansehen für nicht-akademische Tätigkeiten sowie für Facharbeiter- und Hilfstätigkeiten. Und für die Unternehmen, die für entsprechende Tätigkeiten ausbilden. Unterstützung dafür kam unter anderem von der Landtagsabgeordneten und Wirtschaftspolitikerin Christine Haderthauer: "Wir brauchen eine Unterstützungs- und Anerkennungskultur für Unternehmen, die Verantwortung übernehmen", so Haderthauer.
Axel Möller, Vorsitzender der KJS Bayern, betonte die Bedeutung der Politik und der Unternehmen bei der Aufgabe, junge Menschen mit Förderbedarf in Ausbildung und Arbeit zu bringen. Dass dies mit ökonomischer Vernunft und unter Rücksicht auf die jeweilige Betriebspraxis zu geschehen habe, solle nicht in Abrede gestellte werden. Jedoch dürfe es dabei weder auf politischer noch auf unternehmerischer Seite zu einem "Schubladen-Denken" kommen. Entscheidend seien vor allem die Betrachtung jedes einzelnen jungen Menschen, die "Haltung, in der jungen Leuten mit Förderbedarfen begegnet wird" sowie tragfähige Beziehungen von Ausbildern, Auszubildenden, pädagogischer Begleitung und sozialem Umfeld. Punktuelle betriebliche Maßnahmen wie Ausbildungs-Camps oder Schnuppertage seien grundsätzlich zu begrüßen, könnten jedoch nicht nachhaltige und fachlich fundeierte pädagogische Arbeit ersetzen.
Der 9. Dialogtag der KJS mit rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Unternehmen, Verbänden, Politik und Kirche war mit dem Ziel angetreten, "Jugendsozialarbeit und Wirtschaft ins Gespräch zu bringen". Vorgestellt wurden in den Räumen der Caritas Wohnheime und Werkstätten Ingolstadt sowohl bereits bestehende Initiativen, mit der Unternehmen junge Menschen mit Förderbedarfen in Ausbildung und Arbeit bringen, wie auch Diskussionsbeiträge von Branchenverbänden und von Gewerkschafts-Seite. Als Referent(inn)en und Podiums-Gäste nahmen unter anderem am Dialogtag teil: der Autor und Coach Anselm Bilgri, Landes-Caritasdirektor Prälat Bernhard Piendl, Wolfgang Straub (Audi AG), Bettina Nickel (Katholisches Büro Bayern), Hubert Schmalhofer (Lernwerkstatt Regensburg), Angela Inselkammer (DEHOGA), die Unternehmerin Veronika Peters, Dr. Josef Amann (IHK München und Oberbayern), Maria Kraft (Kolping Schweinfurt), Kerstin Celina MdL (Die Grünen), Joachim Unterländer MdL (CSU) sowie Astrid Backmann (DGB Bayern).